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Seeschloss Bad Saarow Petersdorf

 
Seeschloss Bad Saarow Petersdorf
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Adresse

Am See 18

15526 Bad Saarow, Petersdorf

Telefon

033631 58690

Öffnungszeiten

Montag

ab 1130 Uhr

Dienstag

ab 1130 Uhr

Mittwoch

ab 1130 Uhr

Donnerstag

ab 1130 Uhr

Freitag

ab 1130 Uhr

Samstag

ab 1130 Uhr

Sonntag

ab 1130 Uhr

Rauchen

Nichtraucherlokal

Beschreibung

Restaurant direkt am See mit schöner Terrasse. Ganzjährig geöffnet. Von Oktober bis März ist Montag Ruhetag.

Standort

Weitere Bilder
Der Topfgucker

»De gustibus non est disbutandum.« Das wussten schon die alten Römer- auf Deutsch: »Über Geschmack ist nicht zu streiten«.
Das ist ein kluges Sprichwort, es trifft aber nicht immer zu. Es gibt Geschmacklosigkeiten über deren Einstufung als solche weitgehend Konsens herrscht. Für mich ist eine davon keine Manieren bei Tisch zu haben, gleich gefolgt von der unappetitlichen »XXL-Vielfraß-Mentalität« und last but not least, die ahnungslose Selbstdarstellung vieler Gaststättenbetreiber ihren Laden zu einem Restaurant in dem »gutbürgerlicher Küche« praktiziert wird zu erheben.
Jede Gaststätte will ein Restaurant sein und alle kochen selbstverständlich »gut bürgerlich«, oftmals sogar, obwohl sie gar nicht kochen können und auch, wenn sie darüber oder darunter »futtern wie bei Muttern« hingeschrieben haben. Denn es gehört mehr dazu als ein tiefgefrorenes Stück formgepresstes Fleisch ín die Fritteuse zu werfen.
Dennoch, die Grenzen zwischen gutbürgerlicher Küche und Hausmannskost sind fließend, denn sie werden nicht festgelegt sondern gekocht.
Bei der gutbürgerlichen Küche steht nicht das kalorienreiche Sattessen im Vordergrund sondern der Geschmack! Durch Gewürze und frische saisonale Zutaten und eine aufwändigere Speisenproduktion und der Präsentation kommt hier dem Gaumen eine größere Bedeutung zu als das beim »rustikalen futtern« der Fall ist.
So kann man typische Gerichte wie Bauernfrühstück, Schnitzel, Eisbein, Strammer Max oder ein einfacher Gulasch zwar als typische Vertreter der Hausmannskost bezeichnen, durch ihre ambitionierte Zubereitung sind aber dann durchaus auch in der gutbürgerlichen Küche akzeptiert.
Es bringt uns Gästen also etwas, eine Lokalität mit einer etwas ambitionierte Küche, welche raffinierte und schicke Gerichte präsentiert ohne dass sie Anspruch auf Novelle Cousine oder Sterneküche zu erhebt, aufzusuchen. Und selbst die »große Portionen« -Esser werdend das gut finden: Da gutbürgerlich in 2 oder mehr Gängen gespeist wird, ist eine eventuelle Befürchtung nicht satt zu werden, auch bei ambitionierter Küche kein Thema für die Nimmersatts. Toll oder? Eine schöne Vorspeise oder eine leckere Vorsuppe, passend zu Jahreszeit als Alternative zum »Futtern wie bei Muttern« (wie grauenhaft ist doch dieser Spruch). Erst da fängt doch Freude beim »Essengehen« an. Denn wer möchte im Restaurant unter einer vorgegaukelten »Gutbürgerlichen Küche«, schlechter essen als zu Hause und dann dafür auch noch einen unverschämten Preis bezahlen?
Damit Sie diesem Dilemma entrinnen und eine gutbürgerliche Küche genießen können, habe ich mich auf das Seeschloss im Bad Saarower Ortsteil Petersdorf begeben.
Seit dem letzten Sommer ist dort Thomas Lorenz gastronomischer Leiter. »Es ist eine Herausforderung im Sommer den Andrang der Gäste zu bewältigen und trotzdem stets eine gleichbleibende gute Qualität zu bieten« Klar als ich das Lokal mit Bernhard Sobanski betrete haben wir den 14. Januar, alles andere als Saison im Scharmützelsee-Urlaubsgebiet.
Aber dafür knistert gemütlich der Kamin und der Chef selbst erledigt für uns den Service.
Die gutbürgerliche Küche hat Lorenz auf seine Fahnen vom Seeschloss geschrieben und in der Karte sind sie zu finden: Vorspeisen, Salate, Suppen und Klassiker wie Wild oder Fisch.
Natürlich fehlen auch die typischen Ostgerichte, wie Soljanka (3,40 €), Schweinesteak mit Champignons oder Zigeunersteak (für 11,60 €) nicht. Und ja, auch ein Schweineschnitzel finde ich auf der Karte. Es kommt aber nicht aus der Fritteuse sondern aus der Pfanne und das sollte der Schnitzelfreund schätzen.
Der märkische Wildbraten soll es diesmal für mich sein: Hirsch, Rotkohl und Klöße.
Von einem Jäger aus Buckow in der märkischen Schweiz bezogen, soll der Hirschbraten ein Traum sein, so Chef Lorenz. Ich vertraue ihm, bestelle mir zuvor noch eine gebundene Wildsuppe und als ersten Gang will ich mir schmecken lassen, was selten mal irgendwo auf der Karte zu finden ist: Weinbergschnecken. Dazu heute einen Cabernet-Sauvignon aus Chile.
Mein Tischnachbar Bernhard wählt das Zanderfilet mit Dillbutter und Salkartoffeln.
In der Küche läuft eine One-Man-Show. »Für einen Montag in der Nebensaison geht das in Ordnung«, versichert uns Norman Pischowsky, der unsere Speisen zubereitet.
Inzwischen erzählt und Thomas Lorenz von Wasserski und Cable-Wakeboard, alles findet am angrenzenden Haussee statt. Und für Interessierte: Man kann vom Neoprenanzug bis zum Board oder Ski alles ausleihen. Die Bedingungen sind hier so gut dass sogar Meisterschaften stattfinden.
Dann serviert Lorenz meine Schnecken: 6 Stück, mit Knoblauch – Kräuterbutter und Baguette. Lange nicht gegessen sinniere ich und denke dabei an die 80`er Jahre, an das legendäre »Interhotel Astoria« in Leipzig, wo ich mit Jazz-Moderator Werner Sellhorn einmal, innerhalb einer Woche, alles Weinbergschneckenvorräte verspeist habe.
Die Ostschnecken waren damals weniger muffig denke ich, aber die waren ja auch nicht »Bio«.
Dann überrascht mich eine ausgezeichnete Wildsuppe vom Rotwild, verfeinert mit Rotwein und mit einer zarten Fleischeinlage. Toller Geschmack.
Bernhard freut sich dass er nun am Essen teilhaben darf, denn unsere Hauptgerichte rollen an:
Zanderfilet und Hirschbraten. Um es kurz zu machen: Dieser Hirschbraten war so zart und auf allen Punkten die es geben kann gegart, dass ich nur sagen kann: Hinfahren und probieren!
Da die Preiselbeer-Beigabe wie immer auch hier etwas spärlich ausfällt, lohnt es sich eine zusätzliche Schale mit den roten Wildbeeren zu bestellen. Zu meinen 3 Gängen hat mich der chilenische Cabernet-Sauvignon wunderbar begleitet. Und Bernhards Zander hat ihm wunderbar geschmeckt.

Fazit

Positiv: Gutbürgerliche Küche, so wie der Name es verlangt! Top Service, top Küche, top Atmosphäre am knisternden Kamin.
Negativ: Etwas Charme aus Vorwendezeiten im Nebengelass und im Interieur. Aber alles behebbar. Und Chef Lorenz hat ja eben mal erst angefangen.
Mein Tipp: Fahren Sie jetzt hin. Es erwartet Sie kein Trubel sondern ein Service und ein Koch der sich zeit für Sie nimmt.

Michael Dittrich (Februar 2013)