Regionales aus Frankfurt (Oder): Lokale, Veranstaltungen, Szene, Tratsch, Gerüchte und vieles mehr

Restaurant im Hotel »Grünhof«

 
Restaurant im Hotel »Grünhof«
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Adresse

August-Bebel-Straße 54

15234 Frankfurt (Oder)

Telefon

0335 / 41 40 40

Öffnungszeiten

Montag

11–22 Uhr

Dienstag

11–22 Uhr

Mittwoch

11–22 Uhr

Donnerstag

11–22 Uhr

Freitag

11–22 Uhr

Samstag

11–22 Uhr

Sonntag

11–22 Uhr

Rauchen

Nichtraucherlokal

Beschreibung

Hotelrestaurant

Standort

Weitere Bilder
Der Topfgucker

»De gustibus non est disbutandum.« Das wussten schon die alten Römer- zu Deutsch: »Über Geschmack ist nicht zu streiten«.
Das ist ein kluges Sprichwort, es trifft aber nicht immer zu. Es gibt Geschmacklosigkeiten über deren Einstufung als solche weitgehend Konsens herrscht. Für mich ist eine davon schlechtes Benehmen, gleich gefolgt von der unappetitlichen »Vielfraß-Mentalität« und der Verwendung von TK-Produkten zu einer Zeit, in der das frische Produkt gerade Saison hat.
Aber in FF ist das nichts Ungewöhnliches. TK Gemüse werden jetzt genauso verarbeitet wie im Rest des Jahres und Maggie- und Knorrbrühpulver lassen wie auch »Käpt`n Igloo«, die Hungrigen in FF vom Tellerrand grüßen. Und selbst wenn man irgendwo in der Stadt mal Rösti auf der Karte findet, dann wette ich darauf, dass es sich dabei um ein Tiefkühlprodukt (TK) handelt. Aber mal ehrlich, wer möchte denn im Restaurant schlechter essen als zu Hause und dafür noch einen unverschämten Preis bezahlen?
Als Argument wird von den Gastronomen immer die Kostenfrage beim Wareneinsatz hergebetet. Aber frische Produkte, die kann man zumindest in Saison, absolut preiswert und frisch, zum Beispiel im Oderbruch kaufen und daher stellt sich die Frage wohl eher nach dem Willen der Gaststättenbesitzer oder nach dem Können der Köche etwas Tolles anzubieten, als nach den Kosten für Frischeprodukte. Es ist ja soviel bequemer einen Beutel mit TK-Gemüse aufzureißen und ihn mit dem restlichen Inhalt wieder in der Gefriertruhe zu versenken, als das frische Gemüse zu waschen, zu putzen und zu schneiden und dann auch noch Abfall zu haben. Aber auf die bequeme Art, da schmeckt es eben zu jeder Jahreszeit und in fast jedem Lokal in Frankfurt gleich. Man sucht förmlich da-nach jemanden zu finden der sich vom »Mainstream« abhebt- und ich versuche es erneut.
Es ist Saison und in der Sommerfrische zieht es mich wie viele Menschen, in die Umgebung und in die »zahlreichen« Biergärten der Odermetropole. Passend zur Jahreszeit besuche ich den »Grünhof«, jene altgediente Frankfurter Lokalität, die es seit 1882 als Wilhelmsgarten und seit 1922 als »Grünhof« versteht, das Frankfurter Publikum und seine Gäste zu verköstigen.
»Gutbürgerliche Küche« und »von Anfang Herbst bis Ende Frühjahr, als Spezialität des Hauses, verschiedenste frisch zubereitete Wildgerichte«, erwarten mich laut Internet auftritt des Gasthauses und Pension »Grünhof« am Frankfurter Westend.
Heiko und Hendrik Schuster führen den Familienbetrieb fort, den es in der jetzigen Form, mit dem Umbau des Tanzsaales zur Pension, seit 1995 gibt.
Wir nehmen im Biergarten Platz, in einem rustikalen überdachten Holzarrangement mit Holzbänken und Tischen mit Wachstuchdecken.
Marlen vom Service begrüßt und bringt neben dem Sitzkissen auch die Karte.
Auf den ersten Blick: Die Sonderkarte mit 7 Bandnudelgerichten. Das geht bis Rumpsteak mit Bandnudeln. (de gustibus?) denke ich und ich stelle mir vor wie das Ganze wohl schmeckt wenn die Bandnudeln nicht al Dente sind, das Steak nicht medium gebraten wurde sondern tot auf dem Teller liegt. Die Bandnudel-seite ist daher schnell verlassen und die Gerichte von Pfanne und Grill fallen mir auf. Die Grillplatte brauche ich ja nicht extra erwähnen, wir sind in FF unter-wegs und da gehört ein »Vielfraßteller« eben scheinbar dazu. Steak au four ( für alle die nicht aus der DDR sind: Das ist ein Schweinesteak mit Würzfleich und Käse überbacken), im Grünhof immerhin für 9,50 Euro. Das Pfeffersteak mit Zwiebeln gibt es für sagenhafte 12,20 Euro! Und das »Rumpsteak«- Strindberg wiederum für vergleichsweise geringe 12,90 Euro. (Rumpsteak leitet sich aus dem Englischen »rump = Rumpf« und »steak = Scheibe« ab. Rumpsteak wird entweder aus dem hinteren Teil des Roastbeefs geschnitten, oder aus der preiswerteren Rinderhüfte. Dann nennt es sich auch Hüftsteak.)
Preislich für mich auch unverständlich ist ein Jägerschnitzel für 8,40 Euro und dagegen ein Schnitzel mit Ei für 8,60 Euro. Abgesehen vom zu teureren Jägerschnitzel, kostet ein paniertes Schnitzel in München bei »Aumeister« im Englischen Garten, zum Beispiel nur 6 Euro im Biergarten.
Alternativ wähle ich aus den Wildgerichten, das gespickte Rehsteak mit Pfifferlingen, denn leider war die auf der Karte, die mir sofort ins Auge geflogene Wildente nicht vorrätig. Schade, denn es war für mich das Highlight auf der Speisenkarte.
Zum Rehsteak wählte ich einen trockenen Dornfelder Rotwein, der sehr gut und zum Wildgericht ein Genuss war.
Alle Speisen werden selbstverständlich immer frisch gekocht und zubereitet versicherte mir die nette Marlen.
Und Koch Jens, der heute Dienst hatte, gab sich Mühe und bereitete mein Rehsteak. Und ich, ich war gespannt auf die frischen Pilze der Saison, die Pfifferlin-ge und auf das Reh auf meinem Teller. Natürlich ist verständlich, dass Wild immer nur entsprechend der jeweiligen Jagdsaisonente frisch vorrätig sein kann. Z.B. Wildente von Sept. bis Mitte Januar und Rehböcke von Anfang Mai bis Mitte Oktober. Zwischenzeitlich akzeptiert man ja auch TK-Produkte davon in der Küche. Besser aber man verlagert das Wildspeisengebot in die jeweilige Saison (http://www.jagdschulatlas.de/jagd_schonzeiten/).
Sicher werden alle Speisen immer frisch zubereitet. Aber eben nicht immer aus frischen Zutaten. Diese Pfifferlinge waren für mich 100% TK oder zumindest soweit totgekocht das kein Unterschied mehr auszumachen war. Das Rehsteak waren viele kleine, für meinen Geschmack zu stark gespickte Fleischscheiben, die ebenfalls TK waren und eigentlich nur nach Speck schmeckten. Etwas mehr Preißelbeergelee hätte einiges durch diesen kräftigen Geschmack an entgangenen Gourmetfreuden kompensiert, aber leider war nur ein Hauch davon auf dem sonst so reichlich gefülltem Teller vorhanden.

Fazit

Missgeschicke kommen immer wieder mal vor. Und das muss ja auch nicht heißen dass die anderen Gerichte nicht hergeben was sie versprechen. So war mein Gegenüber, mit seinem Rumpsteak ja zufrieden. Und auch jede Menge Fischgerichte warten noch auf ihre Kundschaft im Grünhof.
Mit mehr speziellen Gerichten, wie zum Beispiel dieser Wildente (die es dann eben auch geben müsste), wäre ganz sicher eine angenehme Überraschung er-zeugt worden. So bleibt es wenig spektakulär, keine wirkliche Begeisterung kommt auf. Nur die Vorspeisen und Suppen sind im Preis gegenüber anderen Lokalen der Stadt top.
Aber denken Sie daran: Keiner ist unfehlbar. Wie sagt der Lateiner? »Über Geschmack ist nicht zu streiten!« ? (denn jeder hat nun mal seinen eigenen). Also probieren Sie es aus, das »Gasthaus Grünhof«.

Michael Dittrich (August 2009)