Regionales aus Frankfurt (Oder): Lokale, Veranstaltungen, Szene, Tratsch, Gerüchte und vieles mehr

Nirwana

 

Adresse

Marktplatz 7

15230 Frankfurt (Oder)

Telefon

534521

Öffnungszeiten

Montag

11–23 Uhr

Dienstag

11–23 Uhr

Mittwoch

11–23 Uhr

Donnerstag

11–23 Uhr

Freitag

11–23 Uhr

Samstag

11–23 Uhr

Sonntag

11–23 Uhr

Rauchen

Nichtraucherlokal

Beschreibung

Bislang einziges indisches Restaurant in der Frankfurter Innenstadt. Es befindet sich in der 1. Etage des 7 Raben Gebäudes. Der Eingang ist gegenüber des Märchenbrunnens. Im Sommer ist eine schöne Terrasse aufgebaut.

Standort

Weitere Bilder
Der Topfgucker

Indien den Indianern?
Es gibt in der Tat eine Verbindung von Indien und Indianern. Denn bis zur Einfuhr von Chilis aus Mexiko (so um 1550) nach Indien, durch Spanier und Portugiesen war für die Schärfe einer indischen Mahlzeit lediglich der indischer Pfeffer zuständig.
Also man bedenke dass es ohne die Indianer in Mexiko, in Indien kein Chili gäbe. Ein furchtbarer Gedanke.
Und dazu kommt noch, das ohne die Europäer keine Verbreitung der Esskulturen über die Welt erfolgt wäre. Die Spanier und Portugiesen schleppten das Chili nach Indien und die Briten, die 1858 Britisch Indien kolonialisierten, sorgten voll Begeisterung für eine Europäisierung vieler indischer Gerichte, ebenso wie die Zuwanderung.
Wie in der Politik: Die kleinsten sind die Schärfsten!
Die indische Küche ist sicherlich eine der besten der Welt! Böse Zungen behaupten das gilt auf jeden Fall, wenn man im Vereinigten Königreich essen gehen will. Aber im Ernst, es ist eine Küche die einen ganzen Subkontinent vereint und sie ist dennoch differenziert. Denn die Mischung von verschiedenen Kulturen und Religionen des Subkontinents spiegeln sich auch in der Vielfalt der Cuisine wieder. Anders als im »Meltingpot« USA, wo die Tradition der Indianer was Esskultur angeht kaum gepflegt wird (selbst Büffelburger sind nicht von den Indianern erfunden worden).
Der lukullische Erfolg der indischen Küche in Europa ist zum großen Teil sicherlich der Vielfalt der für uns exotischen Gewürze zu verdanken, die in unserer Küche aus der Tradition und dem Klima heraus nicht einen solchen Stellenwert haben.
Currys ohne Ende aber jedes anders.
Die Qualität einer indischen Mahlzeit liegt dabei in der gekonnten Mischung dieser Gewürze. Ob Kardamom, Zimt, Koriander, Kreuzkümmel, Senf- oder Mohnsamen, Kurkuma, Chilipulver, Knoblauch, Ingwer - die Zusammenstellung ist das Geheimnis eines guten Currys. Auch Salz ist in der indischen Küche sehr wichtig, da es das Aroma der anderen Gewürze erst richtig zur Geltung bringt. Gewürzmischungen, die man auch selbst herstellen kann, wie Garam Massala oder Tandoori verzaubern auch unsere Fleisch und Gemüsegerichte in exotische Schlemmereien. Und eine hintergründige Schärfe mit Geschmack bringen die Chilischoten ins Essen. Jene kleine, unabdingbare, feurige Erfahrung, die der Inder von den Indianern hat und die wir alle, gekonnt verwendet, beim Inder nicht vermissen wollen.
«Der Zweifel ist nur das Wartezimmer der Erkenntnis!«
sagt ein indisches Sprichwort. In Frankfurt sagt man »Der Inder ist auch nicht mehr das was er mal war«. Man hört es gelegentlich, wenn es darum geht in FF ein Restaurant auszusuchen um Essen zu gehen. Früher, da war alles viel schärfer und mehr »spicy«, es gab exotische Drinks und indische Musik rieselte leise in die Ohren lauten die Kommentare von Bekannten.
Alles nur Geschwafel oder wo liegen die Ursachen dafür, dass ich diese Meinung schon oft gehört habe? Um der Sache auf den Grund zu gehen fahre ich mit Bernhard und seiner Frau Sarina in den ersten Stock des »Oderhähne-Bürohauses«, dort wo uns das »Nirwana« erwartet.
In diesem »Nirwana« ist es um 12 Uhr mittags noch still, wir haben die Platzauswahl und in der Küche hat die Crew Zeit uns zu zeigen was wie »abgeht«.
Heißluftbrot und Zaghaftigkeit
Frische Gemüse und Zutaten, Töpfe mit Fleisch, vorbereitete »Luftballonbrote«. Alles fein säuberlich sortiert und für die Kundschaft vorbereit. Ich war seit Jahren nicht mehr hier, muss ich gestehen und wähle aus der viel zu reichhaltigen Karte die Nummer 87 »Mutton Chili« Gegrilltes Lamm mittelscharf.
Als Vorspeise bestelle ich mir diese legendäre Mulligatawny - (Chicken-Soup) von der es bestimmt genau so viele Rezepte zwischen London - Indien und Sydney in Australien gibt, wie von der französischen Bouillabaisse auf dem europäischen Kontinent. Als Beilagen kamen Reis und »Heiß-Luftballonbrot«, das Naan auf den Tisch. Wir unterhalten uns am Tisch in unserer Runde und stellen fehlt: Es fehlen die Düfte von frisch gerösteten Curryzutaten, von Koriander, Kardamom und Zimt.
Da würde der Appetitpegel sofort steigen frotzeln wir. Inzwischen rollt das Essen an:
Die Mulligawtawny war optisch ansprechend, die Konsistenz und die Hühnerfleischeinlage stimmte und das frische Koriandergrün brachte nicht nur den optischen sondern auch den geschmacklichen Kick, denn die Suppe war sehr zaghaft gewürzt. Ein heute oft vorkommender Mangel. Denn um es allen recht zu machen, da trauen sich viele Köche heutzutage schon nicht mal mehr die originalen Grundrezepte umzusetzen. Man kennt das ja. »Ich esse gern scharf« und beim ersten klitzekleinen Chilistückchen verdreht man dann die Augen.
Ich jedenfalls esse wirklich gern scharf und ich vermisste die Schärfe und den Geschmack des exotischen in der Suppe, welche ich selbst, zumindest an Silvester (90.Geburtstag-Originalmenü), koche und sie von daher noch gut in Erinnerung hatte.
Das Lammfleisch war auch keine wirkliche Überraschung, zwar scharf aber uninspiriert und im Reis (sollte es Basmati gewesen sein), war kein Geschmack von Kreuzkümmel, Lorbeer oder Kardamom. Für mich mehr heiße Luft wie sie aus dem Naan strömte.

Fazit

Top freundliches Personal in Küche und Service. Sagenhafte Preise auf der Tagesmenükarte, volle Teller für 7 Euro.
Wir wissen, die indische Küche hat viel zu bieten. Von milden, cremigen Currys mit Joghurt und Kokosmilch bis zu den scharfen Vindaloo-Currys über aromatische Reissorten, feine Tees und ofenfrische Brote, würzig-scharfe oder delikate Beilagen und Saucen, leckere Süßpeisen bis zu Bier oder Wein bietet sie etwas für jeden Menschen, der seine Geschmacksnerven verwöhnen und stimulieren möchte. Im Nirwana stehen somit auf der Karte und im »Kochen« unbedingt Veränderungen an.
Ich bin gespannt wie es dann schmecken wird, wenn entgegen aller Ressentiments von Schärfe-Mäklern, diese geballte geschmackliche Vielfalt wieder den Weg in das »Nirwana« findet und das Alleinstellungsmerkmal eines »Inders«, das ihm vom Mainstream unterscheidet, wieder im »Nirwana« begeistern wird. Und da Nirwana auch etwas mit Wiedergeburt zu tun hat, bin ich überzeugt dass das sehr gut gelingen wird.

Michael Dittrich (Februar 2014)